Nordhausen
im Nationalsozialismus – Ein historischer Wegweiser

Schreiben des Arbeitsamts Nordhausen an die Firma Schmidt, Kranz & Co vom 29. Januar 1945 zur Beschäftigung schwangerer Zwangsarbeiterinnen

Die Firma Schmidt, Kranz & Co zählte zu den zahlreichen deutschen Rüstungsunternehmen, die im Zweiten Weltkrieg zivile Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge beschäftigten. 1885 gegründet, hatte sich die Nordhäuser Maschinenfabrik zunächst als Zulieferer des mitteldeutschen Kalibergbaus etablieren können.

Seit 1937 fertigte Schmidt, Kranz & Co vornehmlich Zünder für Artilleriegranaten und stellte später Teile für die V2-Raketen her. Das Unternehmen unterhielt ein eigenes Barackenlager am Van-der-Foehr-Damm gegenüber dem Nordhäuser Stadtpark. 1944 waren hier 630 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen untergebracht, die meisten von ihnen aus Polen und den besetzten Gebieten der Sowjetunion. Seit Anfang 1944 ließ der Firmeninhaber Karl Glinz außerdem durchschnittlich 100 bis 150 KZ-Häftlinge aus dem Lager Dora für sich arbeiten.

Nach dem Krieg zog die Familie Glinz nach Westdeutschland. 1956 erfolgte die Firmenneugründung im niedersächsischen Zorge unter dem Namen Schmidt, Kranz & Co. GmbH. Im Zuge der Wiedervereinigung 1990 erwarb das Unternehmen das nach 1945 enteignete frühere Stammwerk in Nordhausen zurück, das zum Teil noch die alten Gebäude nutzt.