Nordhausen
im Nationalsozialismus – Ein historischer Wegweiser

Die Boelcke-Kaserne wurde Mitte der 1930er Jahre errichtet und beherbergte bis Sommer 1944 eine Luftnachrichtenschule der Wehrmacht. Bei Kriegsende befanden sich auf dem weitläufigen Gelände in unmittelbarer Nachbarschaft KZ- und Zwangsarbeiterlager sowie ein Gestapo-Gefängnis.

Zwangsarbeiterlager
Seit 1943 waren in fünf Holzbaracken auf dem Kasernengelände etwa 200 sowjetische und französische Arbeiterinnen der Firma MABAG (Maschinen- und Apparatebau AG) untergebracht. Im Frühsommer 1944 richteten die Junkers Flugzeug- und Motorenwerk in den von der Luftwaffe geräumten Mannschaftsunterkünften der Boelcke-Kaserne ein "Fremdarbeiterlager" für 6000 ausländische Zwangsarbeiter ein, die für Junkers im Nordteil der Stollenanlage im Kohnstein Strahltriebwerke montieren mussten.

Gestapo-Gefängnis
Seit Herbst 1944 befand sich im Arrestgebäude am Kaserneneingang ein Gestapo-Gefängnis, in dem nicht nur "Fremdarbeiter", sondern auch Häftlinge aus dem KZ Mittelbau inhaftiert wurden. Zusätzlich zum Gefängnis richtete die Gestapo in der Kaserne ein "Sonderlager" ein, in das ausländische Zivilarbeiter aus der Umgebung Nordhausens eingewiesen wurden, denen man "Arbeitsbummelei" oder andere Vergehen vorwarf.

Sterbelager des KZ Mittelbau
Im Januar 1945 richtete die SS in der Kaserne zusätzlich ein Außenlager des KZ Mittelbau ein. Zunächst sollten in dem Lager Häftlinge untergebracht werden, die Zwangsarbeit bei Nordhäuser Firmen leisten mussten. Ab Februar 1945 nutzte die SS die Kaserne als zentrales Kranken- und Sterbelager für das KZ Mittelbau, in das nicht mehr arbeitsfähige, todkranke Häftlinge abgeschoben wurden. Als Unterkünfte für die Häftlinge dienten zwei leerstehende Garagenhallen. Betten und Waschgelegenheiten gab es nicht; die kranken und sterbenden Häftlinge lagen auf dem Betonboden und blieben weitgehend sich selbst überlassen. Von Januar bis Anfang April 1945 starben in dem KZ-Außenlager über 3000 Menschen.

Die ehemalige Boelcke-Kaserne heute
Bis auf drei Garagenhallen ist von der ehemaligen Boelcke-Kaserne heute nur noch wenig zu sehen. Am Eingang zum ehemaligen Lagergelände, auf dem sich nach dem Krieg Industriebetriebe angesiedelt haben, erinnert seit 1974 ein Gedenkstein an die Opfer des KZ-Außenlagers. 2004 wurde er durch eine Hinweistafel ergänzt.