Nordhausen
im Nationalsozialismus – Ein historischer Wegweiser

Das Arbeiterdorf Salza bei Nordhausen war bis 1933 eine Hochburg von SPD und KPD. Noch bei der letzten Reichstagswahl am 5. März 1933 erhielten Sozialdemokraten und Kommunisten hier zusammen fast drei Viertel der abgegebenen Stimmen. Durch die gewerkschaftliche Tradition der Tabakarbeiter und mehrere Gesangs- und Arbeitersportvereine war das politische und gesellschaftliche Leben in Salza stark durch die SPD und die KPD geprägt. Die Gaststätte "Friedenseiche" war der Versammlungsort der Kommunisten und Sozialdemokraten in Salza, der Anfang der dreißiger Jahre in den Fokus der Nationalsozialisten geriet.

Ein wichtiges Mittel ihres Kampfes gegen die Weimarer Republik waren für die Nationalsozialisten öffentliche Kundgebungen mit massiver Gewaltausübung gegen politische Gegner. Am 10. Juli 1932 marschierten 250 Nordhäuser Nationalsozialisten, darunter auch SA-Männer, unter der Führung des späteren Oberbürgermeisters Heinz Sting durch Salza. Dabei kam es vor der "Friedenseiche" zu Ausschreitungen. Die Nazis rissen Wahlplakate der SPD und der KPD ab und zertrümmerten die Fensterscheiben der Gastwirtschaft. Mit Knüppeln und Steinen bewaffnet griffen sie die Dorfbewohner an und lieferten sich mit ihren Gegnern, wie die lokale  SPD-Zeitung am Folgetag schrieb, eine "Schlägerei, wie sie Salza noch nicht gesehen hat". Aufgrund der starken Gegenwehr der Sozialdemokraten und Kommunisten mussten sie schließlich den Rückzug antreten.

Die sogenannte "Schlacht von Salza" ging in das kollektive Gedächtnis der Einwohner ein. Das Ereignis steht beispielhaft nicht nur für den wachsenden Druck auf die Bevölkerung, der in den Monaten vor der Machtübernahme von den Nationalsozialisten auf politische Gegner ausgeübt wurde, sondern auch für die Möglichkeit aktiven Widerstandes. Auch nach 1933 konnte durch das vielseitige Vereinsleben wie beispielsweise in der "Turnervereinigung" oder dem "Volkschor Salza" eine Nische für Oppositionelle mit der "Friedenseiche" als Versammlungszentrum in Salza aufrecht erhalten werden.


Demonstrationszug vor der Gaststätte "Friedenseiche" um 1930, Stadtarchiv Nordhausen.